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Halbleiterchips – klein, aber große Auswirkungen

Halbleiterchips - klein, aber große Auswirkungen

Aufgrund eines Mangels an Halbleiterchips stehen in Europa die Fabriken still. Es gibt kaum noch Lagerbestände. Vor allem die Automobilindustrie ist besonders beeinträchtigt.

Halbleiterchips sind nicht nur in Autos

Es handelt sich nur um winzige kleine Platten, aber sie sind aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Sie sind in Autos, Smartphones, sogar in Kühlschränken und Waschmaschinen zu finden. Wir sprechen von Halbleiterchips – und die sind derzeit weltweit Mangelware. Die wirtschaftlichen Folgen sind massiv. Jeder, der derzeit einen Geschirrspüler oder eine Waschmaschine von Miele haben möchte, muss sich auf eine Wartezeit von mehreren Wochen einrichten. Apple liefert wegen des Chip-Mangels weniger iPhones aus. Viele Handelshäuser sehen bereits das Weihnachtsgeschäft in Gefahr.

Weihnachtsgeschäft in Gefahr?

Die Chip-Knappheit wird das Geschäft mit elektronischen Produkten noch einige Zeit beeinträchtigen, die Preise gehen in die Höhe. Die Halbleiterknappheit macht vor allem der Automobilindustrie Probleme. Wegen der weltweiten Chip-Knappheit hat der europäische Automobilhersteller Stellantis die Schließung eines Opel-Werks bis Ende des Jahres angeordnet. Davon sind rund 1.300 Beschäftigte betroffen. Aufgrund des Mangels baut auch Renault eine halbe Million weniger Autos. Volkswagen und Daimler melden ähnliche Zahlen. Im Oktober sanken die Pkw-Zulassungen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent auf rund 179.000 Fahrzeuge. Der Chef des Automobilzulieferers Continental, Nikolai Setzer, rechnet damit, dass der Halbleitermangel bis weit ins nächste Jahr hinein anhalten wird.

Corona ein Grund

Selbst neue Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor sind mit einer Vielzahl von Chips ausgestattet. Allerdings werden für batteriebetriebene Autos noch mehr elektronische Bauteile benötigt. Außerdem rechneten viele Automobilhersteller bei Ausbruch der Corona-Pandemie mit einem schwachen Absatz und stornierten übereilt Aufträge. Als sie dann den Kurs ändern wollten, war es bereits zu spät. In den Zeiten der Just-in-time-Produktion versäumten es die Hersteller, Lagerbestände aufzubauen. Doch auch andere Branchen, wie die Unterhaltungselektronik, sind massiv betroffen. Halbleiter werden auch für Windkraftanlagen, Solaranlagen und intelligente Netzlösungen im Rahmen der Energiewende benötigt. Allerdings ist die Nachfrage nach Halbleitern in so gut wie allen Branchen gestiegen.

Halbleiterchips werden kaum in Europa produziert

Ein Hauptgrund für die dramatische Verknappung für viele europäische Unternehmen ist ihre Abhängigkeit von Ostasien und den USA. Nur noch zehn Prozent aller Halbleiter weltweit werden in Europa hergestellt. Unter den zehn größten Chipherstellern gibt es einen aus Deutschland: Infineon. Das Problem hat sich durch die weltweiten Lieferengpässe im Zuge der Pandemie noch verschärft. Vor allem China hält an seiner Null-Covid-Strategie fest. Ein einziger Fall von Corona veranlasste die chinesischen Behörden im Spätsommer, einen der größten Häfen der Welt für mehrere Tage zu schließen. Der weltweite Rückstau an Containern hält bis heute an.

(FE)