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Preise steigen immer mehr – die Gründe der starken Inflation

Hohe Rohstoffpreise und Versorgungsengpässe haben die Inflation in Deutschland in letzter Zeit so stark in die Höhe getrieben wie zuletzt 1993. Wobei viele Unternehmen ihre höheren Kosten erst in der zweiten Jahreshälfte an die Kunden weitergeben wollen. Doch für viele Unternehmen ist die Situation gar nicht so schlecht.

Inflation wird erst nächstes Jahr sinken

Bei 3,8% lag die Inflationsrate im Juli, so hoch war sie seit 1993 nicht mehr. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass bis zum Jahresende noch weiter steigen wird. Ein bisschen mehr als vier Prozent sind schon aus mathematischen Gründen sicher, einige Experten rechnen inzwischen mit knapp fünf Prozent. Auch wenn sich die Lage im kommenden Jahr wieder entspannen dürfte, wird es für kurze Zeit teuer werden.

Die Senkung der Mehrwertsteuer

Die Senkung der Mehrwertsteuer im letzten Jahr von Juli bis Dezember führt in diesem Jahr zu einem sogenannten Basiseffekt. Das heißt, die heutigen Preise werden mit den günstigeren von vor einem Jahr verglichen. Dies erhöht bereits die Inflationsrate. Ein gutes Beispiel ist eine Flasche Cola für einen Euro. Mit dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 16 Prozent kostete sie vor einem Jahr 1,16 Euro. Heute, mit 19 Prozent Mehrwertsteuer, sind es 1,19 Euro. Der Preis ist also bereits um 2,6 Prozent gestiegen, ohne dass sich etwas Wesentliches geändert hätte. Dieser Effekt geht jedoch nur bis Anfang 2022. Dann werden die Preise wieder mit den gleichen Mehrwertsteuersätzen verglichen.

Die Senkung der Mehrwertsteuer hatte großen Einfluss auf die Inflation
Die Senkung der Mehrwertsteuer hatte großen Einfluss auf die Inflation

Rohstoffpreise

Die Preise für die den Großteil an Rohstoffen sind drastisch gestiegen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Angebot vieler Rohstoffe im letzten Jahr aufgrund der Pandemie reduziert wurde und in einigen Fällen noch nicht wieder das Vorkrisenniveau erreicht hat. Auf der anderen Seite ist die Nachfrage weiter gestiegen. Grund dafür ist, dass immer mehr Länder ihre Wirtschaft nach der Corona-Krise wiederbeleben, die meisten davon mit staatlichen Hilfsprogrammen und Investitionen. Für diese Länder werden mehr Rohstoffe benötigt.

Zusammenbruch der Lieferketten treibt Inflation in die Höhe

Die globalen Lieferketten sind im Chaos versunken. Vor Corona segelte auf den Weltmeeren ein wie ein Uhrwerk funktionierendes System riesiger Containerschiffe. Dieses war in der Lage, Container und Waren mit einer Präzision von Tag zu Tag, manchmal sogar von Stunde zu Stunde an ihren Bestimmungsort zu liefern. Zunächst brach dieser Fluss durch die Pandemie zusammen, dann erholte er sich an verschiedenen Orten der Welt in unterschiedlichem Tempo. Außerdem sorgte das Schockereignis, die Schließung des Suezkanals im März, für viel Stress. Eine Folge war, dass die Lieferungen immer teurer wurden. Die Frachtraten für die Strecke Shanghai – Rotterdam, über die viele Waren auch nach Deutschland gelangen, stiegen innerhalb eines Jahres von rund 2.000 auf zuletzt fast 14.000 Dollar pro Container. Dieses Plus von 600% hatte große Auswirkungen auf die Inflation.