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Dividendenstrategie – Die Mythen im Anlagesegment

Was ist die richtige Dividendenstrategie, und kann man mit einer ausgewählten Strategie zum Erfolg kommen. Das Ziel der Anleger ist, dass das Portfolio möglichst hohe Dividendenerträge erzielt. Die Erträge eines Aktienportfolios sollen so stabilisiert und das Risiko der Kursentwicklung reduziert werden. Wer sein Portfolio auf diese Strategie ausrichten möchte, muss min. zwei Entscheidungen treffen. Für welche Aktien wird die Dividendenrendite berechnet? Auf wie viele Aktien wird das Portfolio aufgeteilt?

Dividendenstrategie - Die Mythen im Anlagesegment
Dividendenstrategie – Die Mythen im Anlagesegment

Vorteile einer Dividendenstrategie

  • Das Portfolio erzeugt hohe Ausschüttungen
  • Die Gesamtrendite ist weniger schwanungsanfällig
  • Von einer guten Gesamtmarktentwicklung wird für gewöhnlich profitiert

Sind die Dividenen sicher und wie hoch fallen diese aus?

Die Dividendenrendite der großen und börsennotierten Unternehmen bewegen sich meist im niedrigen, einstelligen Prozentbereich. Zu beachten ist außerdem: Dividenden können von einem Unternehmen auch jederzeit wieder gestrichen werden, wenn die wirtschaftliche Lage es erfordert.

Dividendenstrategie – 3 Beispiele

Dogs of the Dow – bei dieser Strategie werden Jahr für Jahr am selben Tag aus dem Dow Jones Index die zehn Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite ausgewählt und gekauft.

Foolish Four (Motley Fool) – bei dieser Strategie wird ein Ranking aus den im Dow Jones enthaltenen Werten erstellt und aus den Top 5 die vier am schlechtesten platzierten, also nicht das erstplatzierte, Unternehmen gekauft. Diese Form der Anlage ist mittlerweile aber schon seit längerem als unterlegen bewertet worden.

DivDax – die Strategie in diesem fall wird von der Deutsche Börse AG berechnet. Hier werden die 15 renditestärksten Unternehmen aus dem DAX ausgewählt und in einem eigenen Index zusammengefasst, auf welchem dann ein entsprechender ETF basiert.

Die Top Unternehmen (deutsche Aktien) mit der höchsten Dividendenrendite. Die höchste Rendite im deutschen Leitindex Dax verzeichnet der Werkstoffhersteller Covestro, mit einer Rendite von 8,46 Prozent.

  • Hapag-Lloyd. Schiffahrt
  • ProSiebenSat.1 Media SE. Broadcasting (TV und Radio)
  • BMW. Automobilproduktion
  • Deutsche Pfandbriefbank. Banken
  • Hochtief. Bauhauptgewerbe
  • BASF. Chemie
  • Mercedes-Benz Group. Automobilproduktion
  • TAG Immobilien. Immobilien

Die drei weltweit größten Dividendenzahler

  • Bergbauunternehmen BHP
  • Technologiekonzern Microsoft
  • Bergbauunternehmen, Rio Tinto

Die Dividendenstrategie bei der gezielt in Wertpapiere von Unternehmen investiert wird, die eine hohe Dividendenrendite aufweisen. Als Begründer der Dividendenstrategie gilt der Wirtschaftswissenschaftler und Investor Benjamin Graham.

Die Mythen im Anlagesegment – Dividendenstrategie

Die Aussicht auf eine stabile und zuverlässige Dividendenstrategie veranlasst viele Anleger dazu, auf starke Dividenentitel zu setzen. Dabei wird häufig übersehen, das es auch hier einige Mythen gibt – die mann kennen und beachten sollte. Marcus Weyerer – Senior ETF Investment Strategist bei Franklin Templeton Investments – klärt über einige der größten Irrtümer in Bezug auf Dividendenstrategien – in einem Gastbeitrag bei Fondsprofessionell – auf.

Mythos 1: Dividendenstrategien sind alle gleich

Marcus Weyerer: „Man wählt eine Reihe renditestarker Aktien aus, stellt sie in einem Portfolio zusammen, und schon ist man am Ziel. Doch ganz so einfach sei die Sache nicht. Entscheidend sei nämlich, wie genau man die Aktien auswähle. Nur anhand des Ertrags, oder sollten auch andere Kriterien eine Rolle spielen? Wie lassen sich die Gewichtungen der einzelnen Allokationen am besten bestimmen? Nach Marktkapitalisierung, nach Rendite oder nach einem völlig anderen Kriterium?. Aber die Vorstellung, dass alle Dividendenstrategien gleich sind, ist erwiesenermaßen eine grobe Vereinfachung.

Mythos 2: Dividendenanlagen sind nur was für aktive Manager, nicht für ETFs

Marcus Weyerer: „Diese Vorstellung steht im krassen Gegensatz zu Mythos Nummer eins, ist aber genauso falsch. Ein aktives Management könne bei Dividendenstrategien zwar Mehrwert liefern und für manche Anleger die richtige Wahl sein, in der Regel sei dies jedoch mit Kosten verbunden. Aktive, fundamental ausgerichtete Manager stützten ihre Analyse häufig auf drei Finanzaufstellungen: Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz, Kapitalflussrechnung. Jede enthält wichtige numerische Informationen, die sich standardisieren und im Rahmen einer rein quantitativen, regelbasierten Anlagestrategie einsetzen lassen. Diese Methode ahmt den Ansatz eines aktiven Managers nach, ohne dabei diskretionäre Entscheidungen – etwa über den Zeitpunkt von Käufen oder Verkäufen – zu treffen„.

Mythos 3: Je höher die Dividendenrendite, desto besser

Marcus Weyerer: „Wenn man sich ausschließlich auf hohe Dividendenrenditen konzentriert, setzt man sich mindestens zwei Risiken aus: Erstens, dass man am Ende ein stark konzentriertes Portfolio mit nur einer Handvoll Sektoren oder Aktien hat. Zweitens, dass die hohe Rendite möglicherweise niemals realisiert wird, da das Unternehmen in Schwierigkeiten gerät, seine Ausschüttungen kürzen oder gänzlich einstellen muss oder – schlimmer noch – zahlungsunfähig wird. Es gebe keine Garantie, dass dies nicht auch bei Unternehmen mit höherer Qualität passieren werde, aber die Fundamentaldaten, insbesondere die Rentabilität, seien wichtig. Es gibt keine in Stein gemeißelten Regeln dafür, wann genau eine Rendite zu hoch ist„.

Mythos 4: Steigende Zinsen verheißen für Dividendenwerte nichts Gutes

Marcus Weyerer: „Die Hypothese, dass sich Dividendenwerte bei steigenden Zinsen schlechter entwickeln müssen, wird durch die Daten nicht gestützt. Seit Beginn des Jahres 2022 haben sich Dividendenstrategien in der Tat im Vergleich zu den breiteren Aktienmärkten als relativ sicherer Zufluchtsort erwiesen. Wir sind der Meinung, dass sich Unternehmen mit starken Fundamentaldaten und attraktiven Renditen – ohne die großzügige Unterstützung der Zentralbanken, an die sich die Märkte gewöhnt haben – in einem Szenario mit schwächer werdender Inflation und Zinsen, die weiterhin über dem Niveau der vergangenen beiden Jahre liegen, gut entwickeln könnten.

Mythos 5: Dividendenwerte sind im Vergleich zum breiten Markt immer die sicherere Wahl

Marcus Weyerer: „Während des im März 2020 verzeichneten Abverkaufs war der Unterschied zwischen den meisten Dividendenstrategien, einschließlich qualitativ hochwertiger Dividendenwerte, und dem breiten Markt relativ gering. Es kam ein Gefühl der Panik auf, und in der Hitze des Gefechts erschienen vielen die Fundamentaldaten nicht mehr relevant. Selbst unter den besten Umständen sei es schwierig, den beizulegenden Zeitwert eines Unternehmens zu bestimmen. Konstante Ausschüttungen an Anleger könnten jedoch durch die Anwendung von Ansätzen, die etwa auf eine Diskontierung zukünftiger Dividenden oder Cashflows setzen, eine objektivere Untergrenze für die Bewertung bieten. Bei Wachstumsunternehmen oder dem breiteren Markt gestaltet sich die Anwendung solcher Modelle schwieriger. Nichtsdestotrotz sollten sich Dividendenanleger vor einem falschen Gefühl der Sicherheit hüten. Mittel- und langfristig können Anleger, die Rendite und Qualität kombinieren, jedoch zumindest dahingehend zuversichtlich sein, dass ihre Positionen die Kursrückgänge früher oder später überstehen werden – und dabei weiterhin stabile Ausschüttungen einstreichen.

(AH)